Das Komma ist Schuld.

Vor langer Zeit − es muss im Jahr 1995 gewesen sein − las ich im Urlaub ein Buch, das nur so vor Kommafehlern strotzte. Wie wahllos hingeworfene Sandkörner verunstalteten sie den Text. Ich ließ das Buch am Strand und beschloss, Lektorin zu werden.

Seitdem ist viel Zeit die Oker heruntergeflossen und ich habe mich weiterentwickelt − von der Korrekturleserin hin zur Texterin und Autorin − von der Einzelkämpferin zur vernetzten Unternehmerin und zum organisierten Mitglied im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL).

Wie es weiterging.

Ich begann damit, Anzeigen in Fachzeitschriften auf Fehler zu prüfen, belegte Rechtschreibseminare und sprach befreundete Agenturinhaber an, ob sie Bedarf an Korrekturdienstleistungen hätten. Der schon vor langer Zeit verstorbene amerikanische Jazzmusiker George Bishop war einer meiner ersten Privatkunden.

Später konnte ich eine große Braunschweiger Agentur überzeugen, ihre Texte durch mich korrigieren zu lassen. Ihnen brachte ich in der Anfangsphase die handschriftlichen Korrekturen sogar persönlich ins Büro. Zu Hause stapelten sich die Kopien meiner Arbeit und wanderten anschließend in Ordner, die mein Büro immer kleiner werden ließen. Ich verschliss rote Stifte, Radiergummis wurden kleiner und Bleistifte kürzer, meine Fachbibliothek wuchs.

Dann kam langsam das Portable Document Format, kurz PDF, auf und löste nach und nach meine Stadtfahrten ab. Meine Arbeit wurde zunehmend digital. Die Kopie wurde unnötig, der Kopierer irgendwann sogar verschrottet und die damaligen Rechner glänzten mit immer mehr Leistung.

So ist es heute.

Heute kenne ich viele meiner Kunden nicht mehr persönlich, was ich bedaure. Dafür kommen an anderer Stelle neue Kontakte hinzu. Zum Beispiel baute ich zusammen mit einigen Berufskollegen und -kolleginnen die Regionalgruppe Niedersachsen des Verbands der Freien Lektorinnen und Lektoren auf – eine fruchtbare und bereichernde Zusammenarbeit begann. Außerdem arbeite ich mit anderen Dienstleistern und Schreibenden zusammen, die mich sporadisch unterstützen.